Geschichten aus dem Reich Vivaria

 

Als im Mittelalter ein mächtiger Magier namens Hirr'akanon nach einer sicheren Zuflucht vor den Häschern der Inquisition suchte, stieß er per Zufall auf ein mächtiges Artefakt, mit dessen Hilfe es ihm gelang, sich eine eigene kleine Dimension zu erschaffen. Nachdem er sie mit den unterschiedlichsten Arten von Tieren, Pflanzen und Humanoiden bevölkert hatte, zog er sich vollkommen hierher zurück. Enttäuscht von all der Gewalt in seiner Heimatwelt, den ewigen Kriegen und Streitigkeiten, widmete er sich fortan der Aufgabe, seine neue Untertanen zu einem Leben in Frieden und Eintracht zu erziehen. Vivaria (so nannte er diese Welt) sollte ein Paradies werden, eine Hochburg des Lichts, in der nichts Böses jemals Fuß fassen konnte. Aus diesem Grund entwickelte Hirr'akanon auch die zehn Tugenden, deren Weg kein aufrechter Vivarianer jemals verlassen durfte. Der Magier lebte noch lange in einem Schloss in den Titanenbergen und genoss die Ruhe und den Frieden in seiner ureigenen Welt.

Nach seinem Tode wurde aber schnell klar, dass ihm ein folgenschwerer Fehler unterlaufen war. Er hatte nämlich vergessen, seine Dimension nach außen hin gegen Eindringlinge abzuschotten. Ursprünglich hatte er gehofft, hier auch einmal einen anderen verfolgten Magier aus seiner Welt Unterschlupf gewähren zu können. Stattdessen entdeckten nun Dimensionswanderer das Paradies von Vivaria für sich. Zuerst kamen wirklich hauptsächlich Flüchtlinge, die nur nach einem Ort suchten, an dem sie besser als in ihrer eigenen Welt leben konnten, was ja ganz in Hirr'akanons Sinne war. Irgendwann erreichten dann aber auch mächtige Magier diesen Ort, die sogleich Tore zu ihren eigenen Welten, sogenannte Dimensionsportale, errichteten, damit sie ab und an zurückkehren und nach dem Rechten sehen konnten. So entstanden nach und nach immer mehr Verbindungen zu anderen, fremdartigen Welten, die für einen regen Handel und Wissensaustausch genutzt wurden.

Vivaria wurde dadurch immer bekannter, und irgendwann interessierten sich nicht mehr nur verzweifelte Aussteiger für diesen Ort. Der Frieden und die Unbescholtenheit der Bürger lockten auch diejenigen an, die weit weniger Gutes im Sinn hatten. Und so fand das Böse schließlich seinen Weg nach Vivaria. Es begann eine schlimme Zeit für die friedliebende Bevölkerung des Reiches, die noch nie wirklich zu kämpfen gelernt hatte. Bösartige Kreaturen überrannten die Städte und metzelten ihre Einwohner dahin, Räuber machten die Straßen unsicher, dunkle Magier versuchten die Macht an sich zu reißen und falsche Priester pervertierten Hirr'akanons Tugenden. Ja, selbst die Toten hielt es nicht mehr in ihren Gräbern. Das Reich konnte gegen diesen Ansturm nicht gehalten werden, und es zerfiel in viele kleine Staaten, deren selbsternannte Könige und Kaiser sich über viele Jahre lieber die eigenen Taschen füllten und sich gegenseitig bekriegten, um noch reicher und mächtiger zu werden, anstatt sich dem gemeinsamen Feind zu stellen.

Die erste Schattenzeit drohte, das strahlende Licht von Vivaria vollständig auszulöschen, denn all das Böse begann sich zusammenzurotten, um dem Reich den endgültigen Todesstoß zu versetzen. Doch es gab da einen General Radorgroth, einen großen Heerführer, dem es tatsächlich gelang, die Kriege beizulegen und die Armeen der einzelnen Völker zu einer gewaltigen Streitmacht zu vereinen. Mit einem hohen Blutzoll konnte das Schattenheer auf den Ebenen von Hon'orlad geschlagen werden. Radorgroth gab sich damit aber nicht zufrieden. Er zog durch das ganze Land und tötete oder vertrieb die Monster und Bösewichter, die sich überall noch herumtrieben. Erst als das letzte Dimensionsportal abgesichert und verschlossen war, erklärte er die Schattenzeit für beendet. Noch am selben Tag wurde er vor der jubelnden Bevölkerung zum ersten Kaiser des neuen, vereinigten Reichs gekrönt.

Die Augen des Tyrannen

Dies ist die Geschichte von Lares Vorath und seinen Freunden, die plötzlich durch einen Überfall bösartiger Kreaturen aus ihrem ruhigen, dörflichen Leben gerissen werden. Ihre Flucht durch die Wildnis von Almergon, ihre Begegnungen mit der teilweise recht aggressiven Flora und Fauna, ihre Heldentaten, ihre Suche nach Vergeltung für das, was ihnen und ihren Familien angetan wurde, und ihre Begegnung mit einer schrecklichen Macht, die Vivaria zu vernichten droht, all dies wird Inhalt des Romans "Die Augen des Tyrannen" sein.


Leseprobe im Deutschen Schriftstellerforum